Die immer größer werdende Weinkategorie der alkoholfreien Weine schaue ich mich seit ein paar Jahren immer wieder mal genauer an. Mitterweile gibt es sogar, ähnlich wie beim Bier Light Wein Varianten. Aber das ist wieder etwas anderes. Und es lohnt sich sicherlich demnächst auch hier einmal einen Blick drauf zu werfen. Aber heute geht es nochmal um die Alkoholfreien.
Alkoholfreie Weine bekommt ihr übrigens nicht mehr nur im Supermarkt von großen Erzeugern und Marken. Mittlerweile bieten viele Winzer auch ein oder mehrere Produkte dieser Art aus der eigenen Herstellung an. Um die facettenreichen Aromen zu erhalten, die einen Wein von reinem Traubensaft unterscheiden, wird dem fertigen Wein in einem technisch aufwendigen Verfahren nach der Gärung der Alkohol wieder entzogen. Problematisch ist allerdings die Konservierung, da Alkohol neben seiner Funktion als Geschmacksträger auch dazu beiträgt, dass sich ein Wein so lange hält.
ACHTUNG: Ich habe durch meine Recherche und die Auseinandersetzung mit den Produkten die Erfahrung gemacht, dass alkoholfrei oder entalkoholisiert nicht bedeutet, dass der Wein einen Alkoholgehalt von 0,0% besitzt. Er darf sogar pro Liter bis zu 0,5% Alkohol enthalten.
Die Prozentzahl variiert von Produkt zu Produkt und steht auch nicht immer auf dem Label. Nach Rücksprache mit Ärzten muss ich daher sagen, dass sich für alkoholkranke Menschen der Genuss nicht empfiehlt. Hier triggert oft sogar schon der ähnliche Geschmack. Schwangere sollten nach Rücksprache mit Ärzten besser keinen und wenn nur mal das ein oder andere Glas genießen. Da schon Fruchtsäfte oder sehr reife Früchte Alkohol enthalten ist die Grenze hier nicht ganz so streng. Es sollte m.E. aber eine noch bessere Aufklärung an dieser Stelle betrieben werden!
Zurück zum Genuss. Mein letzter Stand bei der alkoholfreien Weinsparte war, dass es immer mehr Auswahl an Wein und auch Schaumwein dieser Art gibt und dass vor allem die Weißen, aber auch die Roséfarbenen geschmacklich schon mehr in Richtung Wein mit Alkohol gingen. (Alkohol ist als Geschmacksträger im Wein nämlich, etwas anders als beim Bier, kein kleiner Faktor!)
Insofern war ich vor drei Jahren ganz angetan von dem, was sich mir da in den Regalen bot. Ich muss jedoch gestehen, dass mich zu diesem Zeitpunkt noch kein roter alkoholfreier Wein wirklich überzeugen konnte. Sie alle wirkten etwas flach, ohne Tiefgang. Und genau das ist es, was ich als Weinliebhaberin bei vielen Rotweinen so extrem spannend finde. Deshalb habe ich mir diesmal drei Rotweine aus der Sparte vorgenommen und habe geschaut, ob sich da etwas getan hat.
Hier sind meine Verkostungsnotizen für euch:
Zero Point Five Pinot Noir Weingut Leitz, Rheingau
>> Granatrot fließt dieser Pinot Noir (Spätburgunder) ins Glas. In der Nase Aromen von roten Beeren. Am Gaumen rauchig und angenehm trocken. Er hat auf den Liter einen Restalkohol von 0,5%.
Passt hervorragend zur Pasta Bolognese an diesem Abend, aber auch zu Brot und Käse.
Michel Schneider Cabernet Sauvignon Alkoholfrei
>> Dieser alkoholfreie Cabernet fließt rubinrot ins Glas. In der Nase ein kirschiges Aroma. Der ebenfalls angenehm trockene, aber dennoch saftig fruchtige Wein bringt sogar zarte Tannine mit. Sein Restalkoholgehalt liegt bei unter 0,5%.
Ebenfalls ein guter Begleiter zur Pasta. Zu Brot und Käse passt der erste Wein aufgrund seiner rauchigen Aromatik besser.
Hier gibt es noch mehr alkoholfreie Weine von Michel Scheider.
*Werbung wg. Verlinkung*
Bree Red Alcohol free
>> Leicht purpurfarben (violett) ist dieser Rotwein. Eine angenehme Aromatik von fruchtigem roten Sangria macht sich sofort im Glas breit. Ebenso ein Hauch von sauren Kirschen. Am Gaumen bewahrheitet sich der restsüße Geschmack dann auch. Dieser Rote erscheint mir gezuckert. Sein Restalkohol liegt bei bis zu 0,5% pro Liter. Leider hat dieser Wein weniger Tiefgang als die ersten beiden. Ein Glas als Aperitif scheint das Maximum für mich zu sein.
Mein Fazit: Immer noch sind die Weißen und Roséweine diejenigen, die dem ursprünglichen Produkt Wein am nächsten kommen. Doch die Roten haben sich in den letzten drei Jahren auch schon wieder weiterentwickelt. Vor allem die herben Aromen von Holz bringen mehr Tiefe. Eine aromatische Vielfalt lässt sich bereits in Ansätzen erkennen. Insofern ist der alkoholfreie Wein mittlerweile schon ein angenehmer Begleiter zum Essen und entfernt sich weiter von seinem Traubensaft-Image.
Neu für Punsch und Glühweinfans
Für die kalten Tage gibt es seit diesem Herbst übrigens auch etwas alkoholfreies von Michel Schneider. Der „Glüh Michel“ in weiß und rot. Mit einem Restalkohol von 0,5% pro Liter. Mir persönlich hat vor allem der weiße Glüh Michel gemundet. Er kommt dem alkoholischen weißen Glühwein sehr nah und hat ein paar mehr aromatische Facetten als sein roter Kumpane. Achten solltet ihr auch hier darauf, dass ihr die Produkte nur erhitzt, nicht aber zum Kochen bringt. So bleiben die weihnachtlichen Aromen erhalten. Ich durfte beide Produkte für Michel Schneider verkosten. Meine Notizen dazu findet ihr auf meinem Instagram-Profil.

Die Artikel zu meinen Erfahrungen mit alkoholfreien Weinen aus den vergangenen Jahren findet ihr hier:
Genießen mit alkoholfreien Weinen
Warum denn eigentlich nicht? Als ich vor zwei Wochen auf einem Wein-Event von meinem Vorhaben sprach, einen Artikel über alkoholfreie Weine zu schreiben, war bei den meisten Fachleuten die Bestürzung groß. Warum? Wieso? Weshalb? Das kannst du doch nicht machen! Wenn einer keinen Alkohol trinken darf soll er bitteschön direkt etwas…
Irgendwas ist ja immer // Festtage alkoholfrei genießen
Manchmal gibt es auch an Weihnachten und Silvester Gründe, weshalb man keinen Alkohol trinken darf: Krankheit, Medikamente, Schwangerschaft, Stillzeit, die nächste Diät oder man ist schlicht der Fahrer für die anderen… Irgendwas ist ja immer.
Artikel zu: Alkoholfreier Wein, Rotwein, entalkoholisiert