Pälzer Woilese // Mein Tag im Weingut Eugen Müller (1/2) // Die Lese

Zum Geburtstag habe ich von meiner Familie ein super Geschenk bekommen: Ein Tagespraktikum im Weingut Eugen Müller. Mitte September war es dann so weit!

Die Pfalz begrüßt mich mit einem sonnigen Morgen. Wie schön die Weinberge und -felder auf dem Weg nach Forst im Morgentau aufwachen. Nebelschwaben wabern umher. Vögelschwärme färben hier und da den Himmel schwarz. Die Sonne färbt den Horizont orange-gold. Warum eigentlich in die Ferne schweifen, wenn es auch hier so schön sein kann geht es mir durch den Kopf?! Zum absoluten True-Man-Show-Feeling fehlt nur noch, dass der SWR „Morning has broken“ spielt…Aber der Moment bleibt aus.

Als ich schließlich gegen 9 Uhr im Weingut Eugen Müller eintreffe, ist der Rest der Erntemannschaft schon längst in den Weinfeldern verschwunden. Also Wanderschuhe an und nix wie ab zur Lese.

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Winzer Stephan Müller ist so nett und fährt mich dorthin. Unterwegs erläutert er mir die wesentlichen Dinge. Wir ernten heute den Gewürztraminer. Beim Aussteigen bekomme ich Schere und Gummihandschuhe. Die Erntehelfer sind schon fleißig bei der Arbeit. Zum Teil kommen sie schon seit Jahren immer wieder aus Polen, Rumänien, Sri Lanka und Deutschland. Heute bin auch ich dabei. Die Neue, die Fremde im Team. Ich ernte verwunderte Blicke. Aber nur kurz, während ich vorgestellt werde. Man muss immer aufpassen, dass man seinem Gegenüber auf der anderen Seite der Rebe nicht in den Finger schneidet, bekomme ich noch kurz erklärt. Und schon geht es los. Schnipp, schnipp, schnapp. Hier und da krabbelt ein Ohrenkneifer aus seinem Traubenversteck hervor. Dann schreit einer, den ich durch das dichte Blattwerk nicht sehen kann mit tiefer Stimme „TRRAUBEN“…. und schon geben alle ihre voll gefüllten Eimer unter den Reben hindurch ab. Das Kommando sitzt. Die vollen Eimer werden in etwas größere Kisten geleert und von einem laut knatternden Trekker abgeholt.

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Sofort bekommt jeder wieder einen leeren Eimer und es geht weiter. Immer zu zweit in einer Reihe, bis wir hinten am Ende des Feldes angekommen sind. Huch, das ging aber jetzt doch schneller als ich dachte. Kurze Pause, wieder aufteilen auf die nächsten fünf Reihen… Schnipp und schnapp und ab und zu etwas Schnack. Hier auf Deutsch, drüben auf polnisch und daneben auf ungarisch.

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Als wir mit dem ganzen Feld fertig sind, werden die Handschuhe und Scheren bei bereits vorbereiteten Wassercontainern einmal kurz abgewaschen. Dann steigen wir in den Kleinbus, das heisst, die Frauen, die Männer kommen mit dem Trekker und dem Anhänger hinterher. Rumpeldiepumpel und beinahe stumm geht es auf zum nächsten Feld, das etwa 10 Minuten entfernt liegt. Ich packe meinen Schokoriegel aus und lehne mich zurück. Um mich herum werden die Stullen ausgepackt. Die Damen sind einwandfrei vorbereitet.

Am anderen Feld angekommen stellt sich eine natürlich Frage: Was ist eigentlich, wenn man mal muss? Da lachen sie und zeigen auf die umliegenden Büsche. Wie gut, dass das nur eine hypothetische Frage war…

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Nachdem auch hier alle Trauben erfolgreich gelesen sind, fahren wir zur Mittagspause in das nahe gelegene Weingut. In der Arbeiterküche stehen schon jede Menge Leckereien parat.

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Ich entscheide mich für Kartoffeln, Würstchen und Krautsalat. Dazu gibt es Wasser und …Wein. Klaro, so ein Riesling-Schörlchen schmeckt nach getaner Arbeit doch gleich dreimal so gut.

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Nach dem Mittagessen verabschiede ich mich von den netten Mädels. Das war wirklich schön und ich habe viel gelernt. Vor allem von der gelernten Winzerin unter uns Erntehelfern. Doch jetzt heisst es für mich: Ab in den Keller! Winzer und Kellermeister haben sicherlich noch so einige Infos für mich Neuling auf Lager…

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