Schon in der Antike wurde in diversen Regionen Europas Wein angebaut und konsumiert. Hier in Istrien waren es die Römer. Sie ließen ihren Rebensaft in Amphoren gären. In den spitz zulaufenden Tongefäßen wurde der Wein auch gelagert und transportiert. Römer und Siedler merkten schnell, dass sich das fruchtbare Land perfekt für den Anbau von Oliven und Weinreben eignet. Der Handel mit Olivenöl und Wein aus Istrien florierte.
Ich habe mich während meiner Kroatienreise auf die Spur der Amphorenweine gemacht und bin in einem kleinen Weinmuseum gelandet.
Das Museum befindet sich innerhalb des prächtigen Amphitheaters mitten in der Stadt Pula. Das halb verfallene römische Rundtheater soll aus der Zeit um 27 vor Christus stammen. Besichtigt man die Arena hat man automatisch Zutritt zu den Räumlichkeiten unterhalb der Fläche auf der früher die Kämpfe stattgefunden haben. Über eine schmale, unebene Steintreppe und einen langen kühlen Gang geht es hinab. Es riecht nach nassem Stein und Tonerde. Ich betrete einen großen, länglichen Raum in dem eine Klimaanlage die Luftzufuhr reguliert.
Überall liegen stehen oder hängen ausgegrabene Amphoren als Artefakte längst vergangener Zeiten. Die Gefäße aus Ton haben unterschiedliche Formen. Viele von ihnen sind nicht mehr ganz. Im hinteren Teil sind auch antike Pressen nachgebildet. Die Mahlsteine sind noch ursprünglich. Mit ihnen wurde in der Antike aus Trauben und Oliven jeweils der Saft gewonnen und entsprechend weiterverarbeitet. Da man für die Herstellung von Öl und Wein damals die gleichen Geräte nutzte wurden die beiden Produkte oft in den gleichen Kellern hergestellt. So benötigte man unter anderem auch Öl in der Weinproduktion: Da die Amphoren eine relativ große Öffnung haben und es keinen Deckel gibt wurde einfach eine Schicht aus Öl auf den Wein gegeben. Sie schützte vor der Oxidation. Zum Kühlen und für die Standfestigkeit grub man die Amphoren einige Zentimeter tief in den Erdboden ein.
Während es bei den Römern Jahrhundertelang bereits firmenähnliche Produzenten und einen regen Handel gab, versorgte man sich im mittelalterlichen Istrien dann eine lange Zeit selbst mit Wein und Öl. So hatte praktisch jeder auf seinem Grundstück ein paar Rebstöcke und ein paar Olivenbäume. Der Handel versiegte. Auch heute noch gibt es solche Kleinstweingärten von Privatleuten und vielfach stehen Olivenbäume stehen als Nutzpflanzen in den Gärten.
Seit ein paar Jahren sind Amphorenweine wieder sehr gefragt. So finde ich auch im kleinen Weinladen an der Ecke eine Flasche Amphorenwein aus Teran-Trauben. Den gönne ich mir nach meinen Besuch im Museum. Die Flasche ist ein wenig teurer. Es ist eben eine ganz besondere Art der Herstellung die mehr Handarbeit erfordert als die klassische Produktion in einem Stahltank mit riesigem Fassungsvermögen.
Zurück in der Ferienwohnung öffne ich die Flasche „Amfora“ 2016 des Bio-Weinguts Kabola aus dem nordwestlichen Istrien. Die dunkelrote Flüssigkeit wirkt undurchdringlich, wirft gleichzeitig aber viele Bläschen beim Einschenken. Auch am Gaumen erscheint der Wein irgendwie leicht schaumiger als ein klassischer Roter. Eine interessante Kombination mit diesen leicht herben Aromen. Für mich passt die kräftige Würze der Teran-Traube perfekt zum selbst gemachten frittierten Schafskäse.
Živjeli!
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