Es ist Herbst. Die Sonne wärmt mich noch angenehm. Ich nehme Platz auf einer kleinen Terrasse mit malerischem Ausblick. Die sanft rollenden Hügel sind eng mit Rebenstöcken bestückt. Die Blätter der Reben leuchten in den unterschiedlichsten Farbnuancen. Die Reihen erstrecken sich bis zu der am Horizont liegenden kleinen Stadt. Der stattliche Kirchturm ist gut zu erkennen, während die Silhouetten der anderen Häuser miteinander verschmelzen. Es ist still, nur vereinzelt zwitschert ein Vogel. Ich hebe mein Glas und genieße – das ist Urlaub!
Das Familienweingut Veralda liegt im Nordwesten des kroatischen Teils von Istrien nahe der Stadt Buje. Begrüßt wird man hier, wie eigentlich bei jeder kroatischen Familie, von einem Hund. Der kleine weiße Vierbeiner verliert allerdings schnell das Interesse an mir, so dass ich mich in einem urigen, verwinkelten Verkaufsraum anmelden kann. Ein älterer Herr blickt von seiner Zeitung auf und gibt mir zu verstehen, dass ich draußen für ein Weinprobe Platz nehmen darf.
Aufgrund der Landschaft und dem italienischen Einschlag der Bauten nennt man die Gegend auch die istrische Toskana. Wir sprechen sogar Italienisch zuhause, verrät mir die daraufhin erscheinende Jungwinzerin Olga Visintin. Die 22 Jährige studiert Oenologie, ist aber während der Semesterferien im elterlichen Betrieb um mit anzupacken. Aufgrund der Jahrhundertelang wechselnden Vormachten in Istrien sei Italienisch immer noch die Hauptsprache bei vielen Familien. Auch die Straßenschilder sind zweisprachig auf Italienisch und Kroatisch.
Olga stellt mir nicht nur die Weine der Familie vor. Allen voran sind die Visintins stolz auf ihren Rosé Sekt. Er ist der erste Schaumwein aus dieser Region der aus der einheimischen Teran-Traube hergestellt wurde. Er wird mit dem klassischen Champagner-Verfahren vergoren und alle Flaschen werden nach der Zweitgärung per Hand degorgiert. Mein Vater hat dieses Verfahren so professionalisiert, dass er mehrere 100 Flaschen am Tag schafft erzählt Olga stolz. Sie selbst müsse noch etwas üben fügt sie bescheiden hinzu. Deshalb startet sie bald auch ihr Studium in der Nähe von Venedig wo sie sich zusätzlich auf Prosecco spezialisieren will.
Teran hat relativ viel Säure und eignet sich deshalb gut zur Herstellung von Sekt. Eine erfrischende Nase nach Apfel und Erdbeere sowie ein Geschmack von Erdbeerbowle geben dem Recht.
Abgerundet wird die wirklich kurzweilige Weinprobe durch einen selbstgemachten, luftgetrockneten Schinken, die hauseigenen Oliven und das daraus produzierte Öl. Vielen Dank an Olga Visintin und ihre Familie für ihre Zeit und die Gastfreundschaft! Es war in jedem Fall ein Highlight dieses Urlaubs.
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