Kroatische Weinreise (2/3): Würzige Weine aus der istrischen Toskana

Es ist Herbst. Die Sonne wärmt mich noch angenehm. Ich nehme Platz auf einer kleinen Terrasse mit malerischem Ausblick. Die sanft rollenden Hügel sind eng mit Rebenstöcken bestückt. Die Blätter der Reben leuchten in den unterschiedlichsten Farbnuancen. Die Reihen erstrecken sich bis zu der am Horizont liegenden kleinen Stadt. Der stattliche Kirchturm ist gut zu erkennen, während die Silhouetten der anderen Häuser miteinander verschmelzen. Es ist still, nur vereinzelt zwitschert ein Vogel. Ich hebe mein Glas und genieße – das ist Urlaub!

Das Familienweingut Veralda liegt im Nordwesten des kroatischen Teils von Istrien nahe der Stadt Buje. Begrüßt wird man hier, wie eigentlich bei jeder kroatischen Familie, von einem Hund. Der kleine weiße Vierbeiner verliert allerdings schnell das Interesse an mir, so dass ich mich in einem urigen, verwinkelten Verkaufsraum anmelden kann. Ein älterer Herr blickt von seiner Zeitung auf und gibt mir zu verstehen, dass ich draußen für ein Weinprobe Platz nehmen darf.

Aufgrund der Landschaft und dem italienischen Einschlag der Bauten nennt man die Gegend auch die istrische Toskana. Wir sprechen sogar Italienisch zuhause, verrät mir die daraufhin erscheinende Jungwinzerin Olga Visintin. Die 22 Jährige studiert Oenologie, ist aber während der Semesterferien im elterlichen Betrieb um mit anzupacken. Aufgrund der Jahrhundertelang wechselnden Vormachten in Istrien sei Italienisch immer noch die Hauptsprache bei vielen Familien. Auch die Straßenschilder sind zweisprachig auf Italienisch und Kroatisch.

Olga stellt mir nicht nur die Weine der Familie vor. Allen voran sind die Visintins stolz auf ihren Rosé Sekt. Er ist der erste Schaumwein aus dieser Region der aus der einheimischen Teran-Traube hergestellt wurde. Er wird mit dem klassischen Champagner-Verfahren vergoren und alle Flaschen werden nach der Zweitgärung per Hand degorgiert. Mein Vater hat dieses Verfahren so professionalisiert, dass er mehrere 100 Flaschen am Tag schafft erzählt Olga stolz. Sie selbst müsse noch etwas üben fügt sie bescheiden hinzu. Deshalb startet sie bald auch ihr Studium in der Nähe von Venedig wo sie sich zusätzlich auf Prosecco spezialisieren will.

Teran hat relativ viel Säure und eignet sich deshalb gut zur Herstellung von Sekt. Eine erfrischende Nase nach Apfel und Erdbeere sowie ein Geschmack von Erdbeerbowle geben dem Recht.

Sehr spannend aber auch ein wenig herausfordernd ist der spontan vergorene Orange Malvazia. Der vegane Wein gärt zwei Wochen bevor er gefiltert und nach zehn Monaten im Barrique schließlich mit nur wenig Sulfiten abgefüllt wird.
Nicht zu verachten ist der kräftig würzige Rotwein Xtrian. Er hat 2016 in der Kategorie „Best Red Single Varietal” als „Best in Show“ bei den Decanter World Wine Awards satte 95 Punkte abgeräumt. Sie geben also einiges her die teils alten Reben die verteilt auf 25 Hektar rund um das Haus stehen. Im Gegensatz zu den tiefroten Böden in den küstennahen Weinbergen ist der Grund hier hell. Der weiße Boden aus Ton und Kalk liefert eine besondere Mineralik weshalb die Weine manchmal einen leicht bitteren Geschmack auf der Zunge hinterlassen.
Geerntet werden die rein organisch ausgebauten Weine mit großen Maschinen. Auch das Logo des Weinguts ist mit „The Xtrians“ sehr modern. Es begegnet mir später in einigen Weinläden und einem gehobenen Restaurant wieder.

 

Abgerundet wird die wirklich kurzweilige Weinprobe durch einen selbstgemachten, luftgetrockneten Schinken, die hauseigenen Oliven und das daraus produzierte Öl. Vielen Dank an Olga Visintin und ihre Familie für ihre Zeit und die Gastfreundschaft! Es war in jedem Fall ein Highlight dieses Urlaubs.

 

Mehr Infos:

veralda.hr

 

 

 

 

 

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