Es ist Oktober aber immer noch scheint die Sonne heiss auf den Asphalt von Binissalem. Wir laufen durch die schmalen Gassen des Weinorts. Klar gibt es am Ortseingang direkt die großen, bekannten Weingüter, aber ich möchte sehen, was der Ort noch spannendes zu bieten hat. An der nächsten Kreuzung stehen wir plötzlich vor einem breiten Eingang und schauen auf übermannshohe Holzfässer.
Nix wie rein. Es mufft ein bisschen nach Alt und nach Essig. Rechts und links vor den Holzfässern stapeln sich große bauchige Glasflaschen, die allesamt schon etwas abgewetzt aussehen. Vom schönen Ambiente der üblichen Verkostungsräume ist hier nichts zu spüren. Aber gerade diese schlichte Kelleratmosphäre ist anziehend. In der hinteren Ecke füllt die Verkäuferin gerade Wein aus einem Weinfass in einen Weinschlauch. Da sie kaum Englisch und kein Deutsch spricht, hangeln wir uns mit unseren wenigen Spanischkenntnissen durch eine kurze Weinprobe, entscheiden uns schließlich für eine 4 Liter Ballonflasche „Sang de Bou“ und zahlen schlappe 10,40 Euro inklusive 3 Euro Flaschenpfand. Erst später finde ich dank Nachfrage bei einem Deutsch sprechenden Einheimischen heraus, dass es sich hierbei übersetzt um Stierblut handelt. Und ja, dieser dunkelrote, beinah dickflüssige und leicht metallisch schmeckende Rotwein erinnert tatsächlich ein wenig daran.
Das Erlebnis war spitze und dass dieser Winzer sein eigenes Pfandsystem hat um der Umwelt gerecht zu werden, das hat mir sehr gefallen! Es gibt tatsächlich viele Kunden, die sich den Wein in der Bodega oder in einer kleinen Filiale in Santa Catalina direkt wieder vom Fass in die gleiche Flasche füllen lassen. So wird nicht mal Wasser für übermässiges Säubern verschwendet, wo die Insel in den Sommermonaten ohnehin oft unter Wasserknappheit leidet.
Mehr Infos zur Bodega findet ihr hier: www.cannovell.com
Cooler Beitrag!
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Danke, freut mich!
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Ein schöner Artikel über Ca´n Novell!
Schade, dass Du anscheinend Andreu Villalonga, den Inhaber dieser Bodega, nicht getroffen hast. Wahrscheinlich wäre die Begeisterung noch größer.
Eine kleine Ergänzung: neben dem Pfandfaschen verwendet er (fast) nur gebrauchte, gereinigte Flaschen, für seinen Flaschenwein. Auch hier spielt der Umweltgedanke eine Rolle.
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