Unter den wachsamen Augen des Doms findet sie statt, die Kölner Weinwoche auf dem Heumarkt. Auch in diesem Jahr haben Winzer von Ahr, Saar und Neckar, aus der Pfalz, dem Rheingau und Rheinhessen ihre Buden aufgebaut. Auf den Bänken liegen Sitzkissen. Gehobene Ausstattung. Nix klassische Bierbank … Die Tische und Gänge sind mit Blumen dekoriert. Schon echt schick. Nachmittags eher von Rentnern besucht, ist das Publikum am Abend gemischt. Straßenmusikanten laufen zwischen den Buden und Bänken umher. Nette, gesellige Stimmung.
Gespannt auf viele neue Eindrücke, fange ich wieder gezielt mit dem Dessertwein an. Diesmal Eiswein vom Weingut Waller aus Rheinhessen! Ein ganz besonderes Tröpfchen. Jahrgang 1999. Das ist für mich ein wirklich extravaganter Geschmack. Ich schmecke irgendwie die einzelnen Trauben. Da sind Aromen von Hollunderblüte, schwarzer Johannisbeere und … irgendwas kann ich nicht beschreiben. Stachelbeere? Auch egal. Es schmeckt! Und es wird großzügig eingeschenkt. Wir kommen ins Plaudern und ich erfahre, dass der Senior-Chef des Familienunternehmens schon seit 40 Jahren jedes Jahr dabei ist in Köln. Und immer noch mit Herz und Seele bei der Sache. Sehr sympathisch!
Weiter geht es mit einem grünen Silvaner am Stand des Weinguts Ochs aus Monheim. Grüner Silvaner? Warum grün? Weil das die ursprüngliche Bezeichnung der Rebe ist, lasse ich mir von Winzer Ochs höchstpersönlich erklären. Im Laufe der Jahre wurde das Grün dann schlicht weggelassen. Die aus Österreich stammende Traube wird in Deutschland gern angebaut. Laut Winzer Ochs ist es aber nicht einfach einen guten Wein aus ihr zu machen. Eine anfällige Rebsorte. Der 2014er von Familie Ochs kann sich aber in jedem Fall sehen lassen! Auch das Etikett. Modern, schlicht. Gutes Logo.
Dann fragt Winzer Ochs, ob ich noch Zeit und Lust habe einen Roten zu probieren. Jetzt, wo ich schon mal da bin und er gerade Zeit hat. Klar! Was für eine Frage. Raffiniert sei er, der Rote den er mir geben will. Ich bin gespannt! Und dann zeigt er mir den „per Du“. Auf den Cuvée aus Spätburgunder und Saint Laurent ist die Familie sehr stolz. Mit Recht wie ich finde. Ein toller Wein! Einfach zu trinken, aber trotzdem mit viel Charakter. Davon nehme ich gern eine Flasche mit! Für einen Abend mit Freunden.
Und am Stand der Ahr-Winzer stehen sie auf einmal, alte Freunde mit denen man sich immer mal wieder verabreden wollte, es aber seit Monaten nicht hinbekommen hat. Wie cool ist das denn?! In so einer Runde macht das Testen noch viel mehr Spaß. Wir lassen uns erklären, wie der ColoniAHR des Weinguts O. Schell hergestellt wird. Eine Marke, die vor drei Jahren extra für die Kölner Weinwoche kreiert wurde. Der rote ColoniAHR ist eine Mischung aus Spätburgunder und Domina. Domina? Domina! Die nette Bedienung hat mit den Jahren schon jegliche Witze zu dieser Rebsorte gehört. Sie ist entspannt, lacht immer noch gern mit. Wir testen weiter, schwelgen in Wein und Erinnerungen.
Es ist dunkel, die Weinbuden machen langsam zu. Wein wird nicht mehr ausgeschenkt. Schade! Es ist kühl, aber wir wollen noch nicht nach Hause. Die Sitzkissen werden uns unter dem Po weggenommen. Nein, wir bleiben noch! Wann sitzt man schon mal in einer so lustigen Runde mit guten alten Freunden zusammen?! Mir fällt die gekaufte Flasche „Per Du“ wieder ein… her damit! Die muss heute noch dran glauben. Manchmal passt eben alles!
Mehr Infos: