Was für eine grandiose Architektur. Und schon auf dem Weg durch die Stadt Bordeaux sieht man immer wieder diese fantastische Mischung aus alten, traditionellen, fast schon monumentalen Bauten und den Neuen. Die sind eher aus Glas und Beton, wirken gegen die Alten fast schon transparent oder luftig. Bordeaux ist eine Stadt die zum Entdecken einlädt. Dazu gehört auch die noch neue Cité du vin. Das Museum, das 2016 am Ufer der Gironde eröffnet wurde, erinnert mich auf den ersten Blick an einen futuristischen Dekanter.
Cité du vin – un monde de cultures! Ein mächtiger Name. Ich bin gespannt, ob er halten kann, was er verspricht! Mitten im Epizentrum des traditionellen französischen Weinmeckas wird man so etwas wohl nicht ohne Grund sagen dürfen, oder?!
Anders als üblich nehme ich mein persönliches Fazit an dieser Stelle schon einmal vorweg: Verflucht beeindruckend, aber wenn man hier den Stecker zieht, ist leider nicht mehr viel übrig vom Museum….
Ich glaube die Cité du vin ist das modernste Museum, in dem ich je gewesen bin! Natürlich habe ich noch lange nicht alle gesehen, aber es waren schon einige. Doch das hier ist wie ein Ausflug in eine andere Welt. Für mich vergleichbar mit Filmen wie Das Fünfte Element oder dem guten alten Demolition Man… irgendwie. Ich bin fasziniert und irritiert zugleich. Wer hier Weinromantik in irgendeiner Form erwartet ist völlig fehl am Platz!
Sogar die Kopfhörer die jeder Besucher am Eingang zusammen mit seinem persönlichen Tourguide bekommt sehen spacig aus. Und so schreitet jeder Besucher ganz in sich versunken, der Stimme in seiner jeweiligen Heimatsprache lauschend, von Bildschirm zu Bildschirm. Manche Texte starten beim bloßen Durchschreiten einer unsichtbaren Schranke, manche erst durch das Aktive klicken mit dem iphoneähnlichen Device. Bei Besonderem Interesse an einem bestimmten Thema kann man sich die Infos sogar über einen einzigen Klick auf dem Handheld direkt per Mail zusenden lassen. Für die wissbegierigen Besucher, die das Ganze dann später noch einmal in Ruhe nachlesen möchten.


Ich finde es etwas schade, dass so keine Interaktion zwischen den einzelnen Besuchern stattfindet. Oft ist es auch so, dass vor einem Exponat oder Bildschirm bei dem Aktivität gefordert ist nur jeweils eine Person mitmachen kann. Da ich mittags unter der Woche da bin hält sich der Andrang zum Glück in Grenzen.

Die umfangreiche Vermittlung des Weinwissens, der Ideenreichtum der Themenwelten und die kreative Aufbereitung ist wirklich beeindruckend. Das Ganze grenzt schon an ein „Information-Overload“ und als erstmaliger Besucher braucht man wirklich gute drei Stunden, um einen einigermaßen guten Überblick zu bekommen.
Persönlich habe ich ja gern Originale. Das gilt für Gemälde und Skulpturen, technische Erfindungen und irgendwie war ich mit dieser Einstellung natürlich auch in der Cité du vin unterwegs. Was genau ich dort als Original erwartet hatte – ausser der obligatorischen historischen Flasche Wein?! Darüber musste ich im Nachhinein zugegebenermaßen auch erst einmal nachdenken. Vielleicht eine alte, knorrige Rebe? Alte Winzerwerkzeuge? Gestein und Böden aus den unterschiedlichen Regionen? Irgendwas zum anfassen… schwirrt es mir nach dem Rundgang durch die ständige Sammlung im Kopf umher. Mit so viel Technik muss ich erst einmal klarkommen. Aber ist es so nicht mittlerweile auch in vielen Weinkellern rund um den Globus??!

All dies bespricht man entweder bei einem Glas Verkostungswein im geräumigen Le Belvédère auf der 8. Etage mit Blick auf die Gironde und die Stadt, oder man nimmt im modernen, mit Weinzapfanlagen ausgestatteten Restaurant im Erdgeschoss platz. Übrigens mein persönliches Highlight, da man hier Weine aus diversen und zum Teil exotischen Weinländern selber zapfen und Schluckweise verkosten kann!!
Also wenn ihr mal in Bordeaux seid ist die Cité du vin auf jeden Fall einen halben Tagesausflug wert!
Mehr Infos findet ihr unter: www.laciteduvin.com
2 Gedanken zu „Von einem anderen Stern? Die faszinierende Cité du vin in Bordeaux“