Wer noch nie in Porto war muss wissen, dass sämtliche Portweinhäuser ihre Lagerhallen auf der linken Flussseite des Douro, in Vila Nova de Gaia haben. Schon beim Blick vom Vorplatz der Kathedrale Portos auf das andere Flussufer entdecke ich zwischen dem Häuserwirrwar immer wieder altbekannte Schriftzüge: Graham’s, Ferreira, Taylor’s, Calem und dann endlich auch in der vordersten Reihe am Ufer Noval. Das einzige Portweinhaus, das den Nacional herstellt – einen Vintage Portwein, der aus Trauben von noch alten ursprünglichen Rebstöcken einer Parzelle gemacht wird, die nicht auf amerikanische Wurzeln aufgepfropft wurden. Dieser Wein erzielt regelmäßig Höchstpreise bei Auktionen.
Der Weg nach Gaia führt mich über die obere Plattform der Eisenbrücke, die sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts majestätisch zwischen den beiden Ufern räkelt. Diese luftige Höhe ist nichts für Menschen mit Höhenangst. Durch die Ritzen der Planken sieht man genau wie tief unten auf der zweiten Ebene die Autos fahren… Allerdings hat man auch einen phantastischen Blick auf die Flussmündung. Ich gebe aber zu, dass ich froh war, als ich diesen Teil der Stadterkundung hinter mir hatte!
Drüben angekommen gibt es zwei Möglichkeiten: entweder zu Fuss weiter nach unten, oder mit der Gondel. Ich entscheide mich für letztere Variante. Erhaben schwebe ich über die Dächer der Lagerhäuser. Die eben von der Kathedrale aus noch kleinen Schriftzüge sind auf einmal riesig und zum Greifen nah. Da unten lagert er, der geschichtsträchtige Wein, den ich so verehre, der aber in Deutschland leider immer noch nicht genug beachtet wird. Immer noch wird der Port hier in falschen Gläsern serviert, oder gefragt, ob man ihn ‚on the rocks‘ haben möchte. Wenn man Glück hat und Port überhaupt vorrätig ist, ist es meist ein einfacher Ruby. Weißer Port, 20 year old Tawny oder Colheita sind in der hiesigen Gastro-Szene noch regelrechte Paradiesvögel.
Unten angekommen ist von Erhaben dann nicht mehr so viel. Das Aussteigen ist wie beim Skiurlaub und man reiht sich wieder in die Ströme von Touristen ein, die alle auf der Suche nach einem leckeren Tröpfchen von Führung zu Führung laufen.
Ich finde den Eingang zum modern eingerichteten Verkostungsraum der Quinta do Noval gerade noch rechtzeitig, bevor ein ordentlicher Regenschauer die perfekte Verkostungsatmosphäre für Portwein kreiert. Ich lehne mich zurück, lausche den Ausführungen unseres Kellners und genieße fünf verschieden Port-Varianten von Weiß über die neue, nicht zu süße Ruby-Variante Noval Black, bis hin zu einem nussigen 10 year old Tawny. Ein Nacional ist nicht dabei, den muss ich mir noch verdienen 😉
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