Meine Portwein-Desaster

Liebe Gastronomen und Hoteliers,

als großer Portwein-Fan bin ich enttäuscht davon, wie stiefmütterlich viele von euch immer noch ein so großartiges Produkt und Genussmittel wie den Portwein behandeln. Deshalb muss ich hier jetzt mal eine Lanze brechen. Ich bin in den letzten Jahren sehr viel herumgekommen und immer wieder stolpere ich über die gleichen Portwein-Desaster. Ob im Restaurant oder an der Hotelbar: Es ist einfach zum Haare raufen!
Meine schlimmsten Portwein-Erlebnisse (die leider immer wiederkehren) habe ich hier einmal für euch zusammengefasst:

1. Kein Portwein

Es gibt immer wieder Weinkarten auf denen kein Portwein zu finden ist. Das ist sehr schade! Aber gegen diese bewusste Entscheidung des jeweiligen Etablissements kann man nichts machen. Das ist einfach Pech für mich und andere Portweintrinker.

2. Portwas??

Gibt es dann doch einen Portwein auf der Karte, meist einen einfachen Tawny oder Ruby, dann freue ich mich diebisch und mache mich ans Bestellen. Egal ob auf Deutsch oder Englisch, es ist ein oft äußerst schwieriges Unterfangen und endet oft in einer Art Pantomime in der ich jeden Buchstaben einzeln betone und das Ganze mit den Händen untermale. Bisher musste ich noch nicht vortanzen, aber darauf warte ich ehrlich gesagt. Aus dem Tawny wird dann meist ein Hä, TWANY?! Der Gesichtsausdruck gleicht teilweise einem herzlich entrückten „WTF??! Was will die von mir?!“
Ist es denn wirklich zu viel verlangt, dass das Personal weiß, was auf der eigenen Getränkekarte angeboten wird?

3. Eiskalt erwischt

Wird meine Bestellung dann irgendwann verstanden lehne ich mich fröhlich zurück und warte auf die mittlerweile nur noch in 50% der Fälle gestellte Zusatzfrage: On Ice?
Neeeeeiiiiiin!!! Bitte, bitte nicht!
Übrigens kann im Sommer ein leicht gekühlt servierter Portwein sehr lecker sein. Aber Eisklumpen im Wein machen die Textur und den Geschmack kaputt.

Wenn ich dann also erfolgreich bestellt habe, bleibt es dennoch spannend weil wiederum drei weitere Szenen ständig wiederkehren.

4. Hello „Cherie“

Der mir nun schon überaus wohlwollend gesinnte Mitarbeiter flitzt mit einem überlegenen Gesichtsausdruck wieder heran und präsentiert mir galant ein Glas mit… Sherry! Herrje! Heißt das jetzt es gibt doch keinen Portwein oder hat man sich nur in der Flasche vergriffen? Zumindest passen der Sherry und das Sherry-Glas in dem er serviert wird optimal zusammen.

5. Gläser-Roulette

Manchmal habe ich allerdings doch Glück und es ist tatsächlich ein Portwein, der – vermutlich in Ermangelung von Portweintulpen – nur in einem falschen Glas serviert wird. Wahlweise sind das Sherry-, Wasser-, Whisky-, oder Weinbrand-Gläser. Alles schon gehabt. Hier wäre dann ein schlichtes Weißweinglas die optimale Wahl. Zur Not auch gern ein Rotweinglas.
(Für alle Privatiers die gerade mitlesen an dieser Stelle ein Tipp: Nehmt die Probiergläser vom letzten Weinfest! Die haben oftmals eine optimale Tulpengröße…)

6. Portflocken

Es passiert aber tatsächlich auch das ein oder andere Mal, dass ich bestelle und sofort einen Portwein im richtigen Glas ohne Eis serviert bekomme. Dann sitze ich da und bin seelig. Ich lehne mich zurück für den ersten Schluck. Aber Moment mal, irgendwie ist die Masse im Glas ein wenig ungewohnt. Irgendwie so geflockt… man sieht die einzelnen Pigmente. Ich nippe trotzdem zaghaft. Man soll ja nicht so schnell aufgeben…
Leider ist das Endergebnis dann auch hier nicht gut: Auf Nachfrage beim Barkeeper stellt sich heraus, dass die Flasche ungekühlt schon seit Monaten auf einem der Regale gestanden hat. So etwas überlebt auch kein gespritteter Wein länger als zwei Wochen. Eine neue Flasche gibt es leider nicht auf Lager.
So nah dran und doch das Ziel verfehlt. Wirklich, wirklich schade! Da ist wie ich finde noch Luft nach oben. Denn Portwein zu genießen macht Freude!

 

Ich weiß, es gibt Ausnahmen, aber die bestätigen leider noch nicht die Regel. Deshalb freue ich mich über jedes Beispiel welches meine Erfahrungen widerlegt. Also bitte her mit euren Erfahrungen!

 

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit,

 

Iris

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5 Gedanken zu „Meine Portwein-Desaster“

  1. Ich bin überrascht, dass Du überhaupt Restaurants findest, bei denen Portwein auf der Karte steht. Portwein und eben auch Sherry ist in der Öffentlichkeit so out, das hat kaum jemand. Schade, aber nicht zu ändern. Und so lange das so ist, wird man nichts oder nur „irgendwas und das dann alt“ auf der Karte finden.

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  2. Hi,
    sehe ich genauso: Portwein (aber auch Sherry oder Madeira) werden leider hierzulande viel zu selten beachtet. Entsprechend fehlt die auch die Kenntnis über diese „Wein-Schätze“, die eigentlich Klassiker der Weinwelt sind…
    Aber vielen Dank für Deine schöne Portwein-Serie – hoffentlich finden dadurch mehr Weinliebhaber Zugang dazu 🙂

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